Wenn Zielerreichung nicht zum Ziel führt

Conny Partschefeld I Dez 2022

Kann ich wirklich erst glücklich sein, wenn ...?

Oft verbringen wir sehr viel Zeit mit dem Abwägen von Möglichkeiten, wie wie die Ziele, die wir meinen erreichen zu müssen, erreichen können. Wir recherchieren wochenlang nach dem perfektesten Geschenk für die Kinder, dem besten Urlaubsangebot für den kommenden Familienurlaub oder stecken sehr viel Mühe und Zeit in die Suche nach dem perfekten Job oder der perfekten Wohnungseinrichtung. Immer im Glauben daran, mit dem dadurch erreichten Zustand in der Zukunft glücklicher und erfüllter zu sein als im jetzigen Moment. 


Was, wenn genau das der Irrweg ist?

 

Was, wenn uns dieses permanente Ausgerichtet sein auf ein bestimmtes Ziel und die detaillierte Beschäftigung mit all den möglichen Wegen zur Zielerreichung die ganze Zeit nur ablenkt davon, was wirklich zählt? Uns ablenkt von der Magie, die gerade jetzt in dem Augenblick in unserem Leben passiert? Uns – wenn wir einmal stehen bleiben und innehalten und wahrnehmen würden, was ist – vielleicht rundum schöne, wohlige Gefühle in unser Leben zaubern könnte. Vielleicht sogar dieselben Glücksgefühle, die wir mit der Erreichung unseres Ziels erst in der Zukunft vermuten?


Wer sagt eigentlich, dass es im Leben darum geht, irgendwelche Ziele zu erreichen?


Wozu? Um dann schon wieder gedanklich beim nächsten Ziel zu sein? Wieder aus dem Moment gerissen und auf später fokussiert durchs Leben zu hetzen? In einem ständigen Gefühl von ‚Es ist noch nicht genug. Ich muss erst noch…Dann darf ich mich zurücklehnen und glücklich sein‘ heraus.

Gedanken wie 'Ich muss einen besseren Job / einen liebevolleren Partner / ein drittes Kind haben' fühlt sich permanent nach 'Ich hab noch nicht genug' an. Ich bin im Widerstand zu dem, was ich bereits habe. Und damit kann ich auch nur genau das weiterhin in meinem Leben anziehen: nämlich noch mehr von dem Gefühl, noch nicht genug zu haben.


Wie fühlt es sich an, ständig unterwegs zu etwas zu sein?

Ständig ausgerichtet auf einen erhofften positiven Zustand in der Zukunft, übersehen wir oft all die Gelegenheiten für kleine und große Wunder im Hier und Jetzt. Wir sind im Modus des Reagierens, Dinge Abarbeitens und Durchhaltens. Immer in der Hoffnung, dass es ja irgendwann besser wird. Nur noch ein paar Monate / Jahre durchhalten und dann habe ich mehr Zeit für die Familie oder für meine Hobbies bzw. dann machen wir diesen tollen Abenteuer-Urlaub. Bis dahin läuft es schon irgendwie. Und bei den anderen sieht es auch nicht anders aus. Es scheint normal zu sein. Durchhalten bis zu einem bestimmten Tag in weiter Ferne.


Was, wenn es viel einfacher ist?

Was wenn der Zustand, den wir durch hektisches Tun meinen, erreichen zu müssen, sich auch viel leichter herstellen lässt? Was, wenn wir im Zustand des Dauer-Funktionierens unser Leben verpassen? Wenn wir irgendwann erschrocken feststellen, dass uns die nächste Zielerreichung gar nicht so glücklich macht. Wir lieber den Weg genossen hätten? Was, wenn das Gegenteil der Gleichung viel mehr Sinn macht:


Nicht: 'Erst wenn ich XY eintritt, bin ich glücklich' - Sondern: 'Erst wenn ich glücklich bin, tritt xy ein'


Ich habe immer wieder selbst erlebt, wie sich meine Träume erfüllen, nachdem ich mich aktiv darum gekümmert habe, erst einmal selbst in mir glücklich zu sein. Mein Leben so wie es jetzt im Moment ist voll und ganz zu akzeptieren und wertzuschätzen. Erst in dieser Energie der völligen Dankbarkeit und Freude für alles, was schon da ist, kamen dann so viele Dinge, die ich mir als Ziele gesetzt hatte, von ganz allein in mein Leben. Ohne, dass ich monatelang hart darauf hin hätte arbeiten müssen.


Sollen wir uns also vielleicht gar keine Ziele mehr setzen und nur noch im Moment treiben lassen?


Nein. Ziele sind toll. Vor allem als eine Art Vision. Ein Wunsch, wie ich mich fühlen möchte. Was ich erleben möchte. Und dann wieder im jetzigen Moment anzukommen und mich im Alltag immer einmal wieder zu fragen 'Ah, solange der Karibikurlaub noch nicht da ist, wie könnte ich heute schon das Gefühl, was ich mir davon verspreche, im Hier und Jetzt leben?'.


Und sollten wir unseren Kinder nicht vorleben, dass sich für Ziele anzustrengen lohnt?


Jein. Warum ist es uns eigentlich so immens wichtig, dass unser Kind gute Leistungen in der Schule erreicht? Um später einmal einen guten Job zu bekommen und später einmal glücklich zu sein? Was ist ein guter Job? Ein gut bezahlter Job? Kann ich wissen, dass viel Lernen unweigerlich zu  guten Noten führt? Gute Noten zu einem guten Job führen? Ein guter Job später zum Lebensglück meines Kindes führt? Was ich sicher weiß ist, dass ich mein Kind, wenn es gerade vollkommen im Moment versunken spielt oder etwas tut, wofür es große Begeisterung zeigt, doch im Hier und Jetzt einfach glücklich ist. Wieso sollte ich es da unterbrechen und annehmen, es müsse stattdessen jetzt lieber Zeit investieren zur Zielerreichung, um irgendwann in der Zukunft einen tollen Job zu haben, der ihm vielleicht Zeit lässt, einen solchen wunderbaren Glücksmoment zu erleben, wie es es jetzt bereits tut.


Sollten wir unseren Kindern nicht stattdessen lieber ihre Begeisterung für das Hier und Jetzt erhalten?  Sie inspirieren, auf das Leben mit einem Staunen zuzugehen? Wäre das nicht der sicherere Weg zu einem dauerhaft glücklichen Leben? Weil es unabhängig macht von den äußeren Umständen.

Ich finde, wir sollten wirklich achtsam sein, was wir der nächsten Generation durch unser Vorbild unbewusst mit auf den Weg geben. Wir haben die Wahl: Entweder lernen unsere Kinder von uns, das Leben sei hart, man müsse die Zähne zusammenbeißen und Dinge machen, die man nicht mag, um eines Tages dann vielleicht glücklich zu sein. Oder wir zeigen ihnen, wie sich echte Motivation, Freude und Erfüllung anfühlt. Und wie man den Weg im Hier und Jetzt geniest.

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